142
standen. Deshalb wurde er zur Verantwortung vor das Konzil zm
Konstanz geladen. Hus sollte seine Lehren widerrufen, was er jedoch
verweigerte. Infolgedessen wurde er, obgleich ihm der Kaiser freies
Geleite zugesichert hatte, als Ketzer zum Feuertode verurteilt, den er
1415 standhaft erlitt. Das gleiche Schicksal traf im folgenden Jahre
auch seinen Freund und ehemaligen Schüler Hieronymus von Prag.
r In Böhmen wurden die Anhänger des Hus üver diese Hinrich-
tungen sehr erbittert und rächten sich furchtbar. Sie sagten sich von der
römischen Kirche los und kündigten dem Kaiser den Gehorsam auf. Erst
nach siebzehnjährigen blutigen Kämpfen, den sogenannten Husiten-
kriegen, unterwarfen sie sich dem Kaiser wieder.
während des Konstanzer Konzils belehnte Kaiser Sigismund den Nürnberger
Burggrafen Friedrich von pohenzollern ^7 mit der Mark Brandenburg,
und der Kurwiirdc. § \72, b.
159. Das Schießpulver. 1330.
Wer das Schießpulver erfunden hat, ist nicht genau bekannt. Es
wird erzählt: Um das Jahr 1330 lebte zu Freiburg i. B. ein Mönch
Namens Berthold Schwarz. Wie viele andere seiner Zeit, versuchte auch
er, durch Mischung verschiedener Stoffe Gold zu machen So hatte er
einmal in einem Mörser Schwefel, Salpeter und Kohle fein zerstoßen
und untereinander gemengt und den Mörser mit einem Stein zugedeckt.
Als er dann Feuer schlug, um ein Licht anzuzünden, fuhr ein Funken
in den Mörser; die Mischung entzündete sich, und unter. fürchterlichem
Knall fuhr der Stein gegen die Decke. Wiederholte Versuche brachten
dieselbe Wirkung hervor. Bald wurde die Erfindung in der Krieqs-
sührung angewendet. Man lernte Kanonen gießen und Handfeuerwaffen
verfeitigen. Die Geschosse bestanden anfangs aus runden Steinen, später
aus eisernen und bleiernen Kugeln. Durch die Erfindung des Schieß-
pulvers wurde die Kriegsfuhrung gänzlich verändert. Jetzt entschieden
Körperkraft und Tapferkeit nicht mehr allein, sondern die Zahl der Ge-
schütze und Soldaten, die gute Ausbildung der Truppen und ein ge-
schickter Kriegsplan. Es kamen die stehenden Heere auf. Diese
waren meistens Fußtruppen, die sogenannten Landsknechte, die um
Sold dienten. Ihnen war der Krieg nicht mehr ein Ehrendienst für
das Vaterland, sondern ein Handwerk. Die gepanzerten Riiter hatten in
der Schlacht keinen großen Wert mehr, und infolgedessen zerfiel das
Rittertum nach und nach gänzlich, n, 141.
(Es ist erwiesen, daß die Araber und Chinesen das Pulver weit früher
kannten als wir; sie benützten es jedoch nicht zum Fortschleudern von Geschossen,,
sondern nur zu Feuerwerken.
169. Nie Duchdruckerkunst. 1440.
a. Früher wurden die Bücher durch Abschreiben vervielfältigt,
namentlich durch die Mönche; dies war aber eine mühsame Arbeit, und die-
Bücher waren deshalb selten und sehr teuer. Später schnitt man Spiel»
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Sigismund Friedrich Friedrich Berthold_Schwarz
143
karten und Heiligenbilder mit Sprüchen in Holzplatten, bestrich diese
mit schwarzer oder roter Farbe und machte Abdrücke davon.
b. Nun kam Johann Gutenbcrg aus Mainz auf den Gedanken, die
Buchstaben einzeln aus buchenen Stäbchen auszuschneiden, die man jeder-
zeit auseinandernehmen und neu zusammensetzen konnte. Mit diesen be-
weglichen Buchstaben oder „Lettern" vermochte man jetzt in derselben
Zeit, in welcher sonst nur eine einzige Abschrift gefertigt werden konnte,
zahlreiche, völlig gleiche Abdrücke herzustellen.
Allein die hölzernen Stäbchen zerbrachen leicht, und da sie nicht
ganz gleichmäßig geschnitten werden konnten, so sah der Druck plump aus.
Daher ließ Gutenberg später die ein-
zelnen Buchstaben aus Metall gießen.
Er befand sich zu dieser Zeit in Straß-
burg; weil er aber fast ohne Mittel
war, lieh ihm ein dortiger reicher Bür-
ger das nötige Geld. Als dieser nun
bald darauf starb, verlangten seine Er-
den die sofortige Tilgung der Schuld.
Gutenberg mußte zu dem Zweck alles
verkaufen und kehrte arm in seine Vater-
stadt Mainz zurück Hier verband er
sich mit einem reichen Bürger, Johann
Fust, und einem geschickten Schön-
schreiber, Peter Schösser, welcher
bessere Gußformen für die Lettern her-
stellte und eine dauerhafte Drucker-
schwärze erfand.
c. Gutenberg starb arm und ver-
lassen; aber die Nachwelt erkennt in dem (Erfinder der Buchdruckerkunst
einen ihrer größten Wohlthäter und hat ihn durch schöne Denkmäler zu
Straßburg und Mainz dauernd zu ehren gesucht, n, 35, 142.’4
m? Die Entdeckung Amerikas. 1492.
a. Die reichen Erzeugnisse Indiens^waren schon' im'altertum
bekannt und gesucht. Besonders seit den Kreuzzügen trat das Abendland
in einen sehr lebhaften Verkehr mit dem Morgenlande. Die Städte am
Mittelmeer. insbesondere Venedig und Genua, trieben mit den kostbaren
indischen Produkten einen höchst gewinnreichen Handel. Die indischen
Waren wurden zuerst zu Schiff durch den persischen oder den arabischen
Meerbusen, dann durch Karawanen an die Küstenplätze in Syrien und
Ägypten gebracht und von hier aus über Europa verbreitet. Seitdem aber
die rohen Türken jene Küstenplätze in Besitz genommen hatten, erschwerten
sie den Verkehr in jeder Weise und verteuerten die Waren durch hohe Zölle.
b. Von Portugal aus war man deshalb im 15. Jahrhundert eifrig
bemüht, um Afrika herum einen bequemen und billigen Seeweg nach
io*
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Gutenbcrg Johann Gutenberg Johann
Fust Johann Peter_Schösser Gutenberg
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Gutenberg Mainz Mainz Amerikas Genua Syrien Europa Portugal Afrika
Vorwort.
Das vorliegende „Realienbuck" will dem Lehrer das Unterrichten, dem
Schüler das Einprägen und Wiederholen erleichtern. Es sucht deshalb fernen Schwer-
punkt in der unterrichtlichen Behandlung des Lehrstoffes, in der aufbauenden Ein-
ordnung und in möglichst einfacher und leichtfaßlicher Darstellung desselben. Das
Buch kommt aber erst in zweiter Reihe. Es setzt also die grund-
legende mündliche Entwickelung des Unterrichtsstoffes durch den
Lehrer und die vorhergehende sinnliche Anschauung als ebenso
selbstverständlich voraus, wie es ein nachfolgendes gedankenloses
Auswendiglernen seines Inhaltes verwirft. Es will nur Sufe und
Stütze sein; denn sonst würde ja der so sehr bildende Real-, d. h. Sachunterricht, zu
einem wertlosen Wortkram herabsinken.
Das Buch ist in seinem Inhalte sehr reichhaltig. Es bleibt dem Lehrer
überlassen, die für seine besonderen Schulverhältnisse am dienlichsten scheinende Stoff-
auswahl zu treffen. Das Buch geht hierin nur soweit, daß es durch verschiedene
Druckarten das Wesentliche vom Minderwichtigen, sowie das, was etwa noch in
gehobeneren Schulanstalten zur Behandlung kommen dürfte, voneinander scheidet. Die
reichlichen Zahlenangaben (wie Löhen der Berge, Größe der Städte und Länder re)
sind fast durchweg nur zum Vergleichen, nicht zum Einprägen aufgenommen. Auf
das Lesebuch als den Mittelpunkt des Unterrichts, ist durch beständige Ein-
weise (z. B. Teil I, 241; Ii, 18; Iii, 3l) überall Bezug genommen.
Die Einwohnerzahlen der Städte (mit Ausnahme der badischen), sind in Tausenden
angegeben, z. B. Stuttgart (286), d. h. Stuttgart mit 286 000 Einwohnern. Zum
Zweck eines raschen und bequemen Nachschlagens wurde auf der Rückseite dieses
Vorworts eine Einwohnertafel der wichtigsten Städte beigefügt.
Die 13. Auflage wurde, den Anforderungen des Anterrichtsplans für die badischen
Volksschulen vom 18. Aug. 1906 entsprechend, neu bearbeitet und der Inhalt wesentlich
erweitert. In dankenswerter Weise haben hierbei mehrere Lerren den Verfassern ihre
gütige Mithilfe gewährt, so besonders Äerr Schularzt Or. Steiner dahier durch freund-
liche und bereitwillige Auskunfts- und Ratserteilung bezüglich der Gesundheitslehre,
Lerr Lauptlehrer Karl Maurer dahier, der die Güte gehabt hat, die Naturlehre zu
bearbeiten und bei der Ausarbeitung der Ehemie mitzuhelfen, sowie Lerrn Schul-
kommissär Reinfurth durch die gütige Erlaubnis, die Illustrationen seines vortrefflichen
Werkes: „Die Naturlehre in der Volksschule", das wir allen Lehrern angelegentlich
empfehlen, nach Belieben verwenden zu dürfen.
Dieser 13. Auflage wurde, vielfach geäußerten Wünschen entsprechend, ein neuer
geographischer Abschnitt beigefügt: „Kulturgeographie für das 8. Schuljahr". Dieser
wurde aber erst in der letzten Zeit vollendet und erscheint daher als Anhang in dieser
Auflage, außerdem in einer billigen Sonderausgabe zum Gebrauch für solche Lehrer
und Schüler, die noch die vorige Ausgabe des Realienbuchs in Länden haben. Die
Grundsätze für die Bearbeitung der „Kulturgeographie" wie für ihre unterrichtlicke
Behandlung sind im Vorwort des Sonderheftes angedeutet.
Die Verlagshandlung hat alles aufgeboten, das Buch durch gutes Papier,
schönen Druck, zahlreiche Illustrationen (worunter eine größere Zahl Originalbilder)
und möglichst billigen Preis (der infolge der bedeutenden Erweiterung allerdings eine kleine
Erhöhung erfahren mußte) in seinem Zwecke zu fördern. Möge es denselben erfüllen
und durch Verbreitung nützlicher Kenntnisse Segen stiften! Wünsche und Vorschläge
(bezüglich Änderungen, Verbesserungen re) bittet man an die Verlagshandlung oder
einen der Verfaper einzusenden.
Ein Teil vom Reinerträge dieses Buches ist für wohltätige Zwecke bestimmt.
Mit dieser 13. Auflage (die erste erschien im Lerbst 1888) ist das „Realien-
buch" nunmehr in 311 000 Exemplaren gedruckt. In zahlreichen Schulanstalten
verschiedener Ärt hat es Eingang gefunden, auch an außerbadischen Orten und
jelbst in deutschen Schulen des Auslandes. Diese freundliche Aufnahme, für die
wir unsern wärmsten Dank aussprechen, wird uns ein Ansporn sein, der steten Ver-
vollkommnung des Buches auch fernerhin unsere ganze Sorgfalt zuzuwenden.
Karlsruhe im Februar 1911.
Die Verfasser
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
160
welche mit den bisherigen Glaubenssatzungen in Widerspruch standen.
Deshalb wurde er zur Verantwortung vor das Konzil zu Konstanz ge-
laden. Äus sollte seine Lehren widerrufen, was er jedoch verweigerte.
Infolgedessen wurde er, obgleich ihm der Kaiser freies Geleite zugesichert
hatte, als Ketzer zum Feuertode verurteilt, den er 1415 standhaft erlitt.
Das gleiche Schicksal traf im folgenden Jahre auch seinen Freund und
ehemaligen Schüler Äieronymus von Prag.
In Böhmen wurden die Anhänger des ö)us über diese Einrichtungen
sehr erbittert und rächten sich furchtbar. Sie sagten sich von der römischen
Kirche los und kündigten dem Kaiser den Gehorsam auf. Erst nach
siebzehnjährigen blutigen Kämpfen, den sogenannten Äusitenkriegen,
unterwarfen sie sich dem Kaiser wieder.
Während des Konstanzer Konzils belehnte Kaiser Sigismund den Nürnberger
Burggrafen Friedrich von Äohenzollern 1417 mit der Mark Brandenburg
und der Kurwürde. § 190, t>.
177. Die Erfindung des Schießpulvers. 1330.
Wer das Schießpulver erfunden hat, ist nicht genau bekannt. Es
wird erzählt: Am das Jahr 1330 lebte zu Freiburg i. B. ein Mönch
namens Bertold Schwarz. Wie viele andere seiner Zeit, versuchte auch
er, durch Mischung verschiedener Stoffe Gold zu machen. So hatte er
einmal in einem Mörser Schwefel, Salpeter und Kohle fein zerstoßen und
untereinander gemengt und den Mörser mit einem Stein zugedeckt. Als
er dann Feuer schlug, um ein Licht anzuzünden, fuhr ein Funken in den
Mörser, die Mischung entzündete sich und unter fürchterlichem Knall fuhr
der Stein gegen die Decke. Wiederholte Versuche brachten dieselbe Wirkung
hervor. Bald wurde die Erfindung in der Kriegsführung angewendet.
Man lernte Kanonen gießen und Handfeuerwaffen verfertigen. Die Geschosse
bestanden anfangs aus runden Steinen, später aus eisernen und bleiernen
Kugeln. Durch die Erfindung des Schießpulvers wurde die Kriegsführung
gänzlich verändert. Jetzt entschieden Körperkraft und Tapferkeit nicht mehr
allein, sondern die Zahl der Geschütze und Soldaten, die gute Ausbildung
der Truppen und ein geschickter Kriegsplan. Es kamen die stehenden
Deere auf. Diese waren meistens Fußtruppen, die sogenannten Lands-
knechte, die um Sold dienten. Ihnen war der Krieg nicht mehr ein
Ehrendienst für das Vaterland, sondern ein Dandwerk. Die gepanzerten
Ritter hatten in der Schlacht keinen großen Wert mehr, und infolgedessen
zerfiel das Rittertum nach und nach gänzlich, ist 141.
Es ist erwiesen, daß die Araber und Chinesen das Pulver weit früher kannten
als wir; sie benützten es jedoch nicht zum Fortschleudern von Geschossen, sondern nur
zu Feuerwerken.
178. Die Erfindung der Buchdruckerknnst. 1440.
a. Früher wurden die Bücher durch Abschreiben vervielfältigt,
namentlich durch die Mönche; dies war aber eine mühsame Arbeit, und
die Bücher waren deshalb selten und sehr teuer; eine Bibel kostete z. B.
2000—3000 Mark. Später schnitt man Spielkarten und Heiligenbilder
mit Sprüchen in Äolzplatten, bestrich diese mit schwarzer oder roter Farbe
und machte Abdrücke davon. („Tafeldruck".)
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Sigismund Friedrich_von_Äohenzollern Friedrich Bertold_Schwarz Deere
161
b. Nun kam Johann Gutenberg aus Mainz auf den Gedanken,
die Buchstaben einzeln aus buchenen Stäbchen auszuschneiden, die man
jederzeit auseinandernehmen und neu zusammensetzen konnte. Mit diesen
beweglichen Buchstaben oder „Lettern" vermochte man
jetzt in derselben Zeit, in welcher sonst nur eine
einzige Abschrift gefertigt werden konnte, zahlreiche
völlig gleiche Abdrücke herzustellen. („Letterndruck".)
Allein die hölzernen Stäbchen zerbrachen leicht,
und da sie nicht ganz gleichmäßig geschnitten werden
konnten, so sah der Druck plump aus. Daher ließ
Gutenberg später die einzelnen Buchstaben aus
Metall gießen. Er befand sich zu dieser Zeit in
Straßburg; weil er aber fast ohne Mittel war, lieh
ihm dort ein reicher Bürger das nötige Geld. Als
dieser nun bald darauf starb, verlangten seine Erben
die sofortige Tilgung der Schuld. Gutenberg mußte
zu dem Zweck alles verkaufen und kehrte arm in
seine Vaterstadt Mainz zurück. Hier verband er sich
mit einem reichen Bürger, Johann Fust, und einem
geschickten Schönschreiber, Peter Schösser, welcher
bessere Gußformen für die Lettern herstellte und
eine dauerhafte Druckerschwärze erfand.
c. Gutenberg starb arm und verlassen; aber die
Nachwelt erkennt in dem Erfinder der Buchdruckerkunst einen ihrer größten
Wohltäter und hat ihn durch schöne Denkmäler zu Straßburg und Mainz
dauernd zu ehren gesucht, n, 35, 142.
Johann Gutenberg
1400—1467.
179. Aufsuchung des Seewegs nach Ostindien.
Entdeckung Amerikas.
a. Die reichen Schätze Ostindiens an Gold, Edelsteinen, Elfenbein,
Perlen re waren schon im Altertum bekannt und gesucht. Besonders seit den
Kreuzzügen trat das Abendland in einen sehr lebhaften Verkehr mit dem
Morgenlande. Die Städte am Mittelmeer, insbesondere Venedig und Genua,
trieben mit den kostbaren indischen Produkten einen höchst gewinnreichen
Handel. Die indischen Waren wurden zuerst zu Schiss durch den Persischen
oder Arabischen Meerbusen, dann durch Karawanen an die Küstenplätze
in Syrien und Ägypten gebracht und von hier aus über Europa verbreitet.
Seitdem aber die rohen Türken jene Küstenplätze in Besitz genommen hatten,
erschwerten sie den Verkehr in jeder Weise und verteuerten die Waren
durch hohe Zölle.
b. Bon Portugal aus war man deshalb im 15. Jahrhundert eifrig
bemüht, um Afrika herum einen bequemen und billigen Seeweg nach Indien
zu finden. Der portugiesische Seefahrer Bartholomäus Diaz (dias)
erreichte 1486 die Südspitze Äfrikas, welche man „Kap der guten Hoffnung"
nannte. Bas ko (wasko) de Gama war endlich 1498 so glücklich, den
gesuchten Weg nach Indien zu finden. Jetzt wurde Lissabon eine
Zeitlang der Hauptsitz des europäischen .Handels.
Realienbuch. 11
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Gutenberg Johann Gutenberg Gutenberg Johann_Fust Johann Peter_Schösser Gutenberg Johann_Gutenberg Johann Bon_Portugal Bartholomäus_Diaz
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Mainz Mainz Ostindien Amerikas Venedig Genua Arabischen_Meerbusen Syrien Europa Afrika Indien Indien Lissabon
Hrsg.: Jungmann, Ludwig, Kipphan, K., Eisinger, K., Reinfurth, Thomas
Auflagennummer (WdK): 15
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
247
2. Die ersten Feuerwaffen. 3m Mittelalter schoß man mit Armbrust,
Brandpfeilen und Belagerungsmaschinen, mit denen große Steine in die befestigten
Städte geschleudert wurden. Letzt aber lernte
man fahrbare Kanonen gießen und tragbare
Handfeuerwaffen verfertigen. Die Geschosse
bestanden anfangs aus runden Steinen,
später aus eisernen und bleiernen Kugeln.
Die ersten Geschütze hieß man Büchsen.
Sie waren außerordentlich schwerfällig.
Manche erreichten ein Gewicht von 180 Zentnern und mußten von 14 Pferden
fortbewegt werden. Einige von ihnen hatten drollige Namen, z. B. die „Faule
Grete". Zm Zahre „1380 soll das mörderische Geschosz der büchszen in Teutfch-
landt, aber was orths und durch wen, ist nicht gewis, erfunden fein", so berichtet
ein Zeitgenosse. Zn Baden wurde die erste Feuerwaffe 1366 bei der Zerstörung
des Grafenschlosses auf dem Freibürger Schloßberge gebraucht.
3. Änderung in der Kriegsführung. Die neuen Waffen hatten eine
vollständige Änderung der Kriegsführung zur Folge. Zetzt entschieden Körper-
kraft und Tapferkeit nicht mehr allein, sondern die Zahl der Geschütze und
Soldaten, die gute Ausbildung der Truppen und ein geschickter Kriegsplan.
Pulver und Blei verdrängten Schild und Lanze. Es kamen stehende Heere
auf, die meistens aus Fußtruppen bestanden. Man nannte sie Landsknechte.
Der Krieg war ihnen nicht mehr ein Ehrendienst für das Vaterland, sondern
ein Handwerk. Die gepanzerten Ritter verloren ihre Bedeutung; infolgedessen
zerfiel das Rittertum nach und nach gänzlich. Die Ritter verließen ihre Burgen,
die Städter schützten ihre Stadtmauern durch Erdwälle und Wassergräben. Leiter
von Verteidigungskriegen war der Schützen- oder Büchsenmeister, der die Büchsen
goß. Er war städtischer Beamter und ein hochangesehener Mann.
Wirkungen für Baden. Die Erfindung der neuen Schußwaffen war
für die badische Eisenindustrie von größter Bedeutung. Maximilian 1., der eifrige
Förderer der Feuerwaffen, ließ im Markgräflerlande eine Geschützgießerei er-
richten und durch seine Geschützmeister Kanonen und Kugeln gießen.
Zum Nachdenken und Üben. 1. Zeichne die abgebildeten Schußwaffen doppelt so groß
in dein Realienheft! 2. Vergleiche alte und neue Schußwaffen! 3. Gib an, wie früher die
Kugeln hergestellt wurden! 4. Versuche, Bleikugeln zu gießen! 5. Betrachte bei Gelegenheit
die Waffensammlung in der Altertumshalie in Karlsruhe! 6. Wie heißen wallgeschützte Städte?
7. Welche Bor- und Nachteile bot eine Festung? 8. Welcher neue Gewerbestand verdankt der
Erfindung des Schießpulvers seine Entstehung? 9. Nenne Waffen- und Munitionsfabriken
in Baden und im übrigen Deutschland!
Iii. Die Erfindung der Buchdruckerkunst.
1. Schrift- und Schreibkunst. Zm Mittelalter benützte man statt Blei
und Notizbuch Griffel und Wachstafel. Auf Wachstafeln lernten die Kinder
schreiben. Zeder, der schreiben konnte, trug eilte solche Tafel am Gürtel mit sich.
Sie dienten zu geschäftlichen, privaten und brieflichen Mitteilungen. Um 1500
wurde die Wachstafel von der Schiefertafel verdrängt.
Bücher wurden namentlich voit Mönchen dtirch Abschreiben auf Pergament
vervielfältigt. Die Herstellung eines Buches erforderte viel Zeit und Geduld
und war besonders bei Kienspan imb Ölsunsel sehr mühsam. Deshalb waren
Bücher selten und sehr teuer. Die große Masse des Volkes war daher sehr
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_1. Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Freibürger_Schloßberge Baden Markgräflerlande Karlsruhe Baden Deutschland
Hrsg.: Jungmann, Ludwig, Kipphan, K., Eisinger, K., Reinfurth, Thomas
Auflagennummer (WdK): 15
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
73
reiche Schriftgießereien stellen die Lettern für den Druck her, Buchdruckereien
besorgen den Satz, Kunstanstalten vervielfältigen die Bilder und Karten der
Bücher, Buchbindereien besorgen den Einband der Bücher.
Mehrere hundert Buchhandlungen besorgen den Verkauf der Bücher nach
allen Teilen der Welt.
Eintrag in die Produkten- und Zndustrietabelle!
Schlesien, das Flußgebiet der Oder.
1. Das Kartenbild. Lage zur Heimat. Lage in Mitteldeutschland. Aus-
dehnung. Höhenschichten.
Die schlesische Landschaft gleicht iin Aufbau Sachsen: nur ziehen die Gebirge
in südöstlicher Richtung. Den Südwestrand bildet das 300 km lange Sudeten-
gebirge, dein ein Tiefland vorgelagert ist. Ein niedriger Höhenzug schließt das
Tiefland nach Norden ab.
2. Die Sudeten. Zwischen Erzgebirge und Sudeten liegt als Durchgangs-
land die Lausitz, die von Spree und Neiße entwässert wird. Es ist ein un-
regelmäßiges Bergland, das nach Norden in den Spreewald übergeht.
Der wichtigste Weg durch die Lausitz ist das Neißetal: dieser Weg verbindet
Böhmen mit den Ostseeländern. Wie das Vogtland ist auch die Lausitz der
Schauplatz zahlreicher Truppendurchzüge und Schlachten geroefen.
Die Leineweberei, namentlich die Herstellung von Damast, hat in der
Lausitz einen großen Umfang. Hier hat sich in den Wenden der Rest eines
slavischen Volksstammes erhalten. Sprache, Tracht und Dorfanlage bilden
scharfe Unterschiede zwischen Wenden und Germanen.
Der Hauptsitz dieses Stammes ist das schwer zugängliche Sumpf- und Bruch-
gebiet des Spreewaldes. Ein Netz von Flüssen und Kanälen umschließt die
Wiesen und Wälder dieser Landschaft. Der Fluß ist der Weg, der der
Wagen des Spreewälders.
Dinge, die einer höheren Knltnrstufe angehören, benennt der Wende mit deutschen Rainen.
Welche lateinischen Worte gingen zu Deutschlands Röinerzeit in die deutsche Sprache über?
Das Riesengebirge ist der höchste Teil der Sudeten: der höchste Berg,
die Schneekoppe, erreicht eine Höhe von 1600 m. Alis dein tiefen Hirsch-
berger Kessel steigt steilwandig der Kamm des Gebirges empor. Das Gebirge
ist größtenteils mit Wäldern bedeckt, nur der Kamin ragt über die Baum-
grenze empor. Große Regenmengen gehen auf das Gebirge nieder, die Bäche
bilden schöne Wasserfälle. Zn Regenzeiten werden die Wasserläufe oft zu ver-
heerenden Wildwassern. Durch Talsperren und Stauseen regelt man jetzt den
Wasserstand der Bäche und macht die Wasserkraft dein Menschen nutzbar.
(Murgtal.) Streng und schön ist der Winter im Riesengebirge: das Riesen-
gebirge ist daher ein Hauptplatz des Wintersportes geworden. Mühsam steigen
die Wanderer zu Berg, um auf Schneeschuhen und Hörnerschlitten pfeilschnell
ins Tal hinabzusausen.
Der Waldreichtum des Riesengebirges ermöglicht den Betrieb zahlreicher
Glashütten. Auf den Wiesen wird Viehzucht getrieben. Wie in den Alpen
bleibt das Vieh während des Sommers auf der Bergweide.
Der Riesengebirgler wohnt in schindelgedeckten Holzhäusern, die man Bauden
nennt. Der Fremdenverkehr hat manche der Bauden in Unterkunftshäuser und
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
Hrsg.: Jungmann, Ludwig, Kipphan, K., Eisinger, K., Reinfurth, Thomas
Auflagennummer (WdK): 15
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
246
Amerika aus. Durch Annahme der englischen Sprache imb teilweise Vermischung
mit anderen Eingewanderten gingen sie dem Deutschtum verloren.
6) Für unsere Bodenwirtschaft. Amerikanische Bodenerzeugnisse
wurden in Europa angebaut, wie Mais, Tabak und Kartoffeln; andere, z. B.
Kakao, Zuckerrohr und Bauinwolle, wurden in Amerika angepflanzt und von
dort aus über Hamburg und Bremen bei uns eingeführt. Ausländische Färbe-
mittel verdrängten die heimischen Krappflanzungen. Der Anbau der neuen Ge-
wächse hatte eine veränderte Bodenbewirtschaftung zur Folge. Durch Anpflanzung
von Kartoffel und Tabak verschwand allmählich die Brache. Die vorteilhafte
Bodenausnützung förderte den Wohlstand unseres Volkes. Eine Menge Fabriken
verdankt der Verarbeitung dieser neuen Gewächse und Rohstoffe ihre Entstehung.
e) Für das Volksleben. Die fremdländischen Erzeugnisse verursachten
eine Änderung der Lebensweise. An Stelle der kräftigen Morgensuppe traten
Kaffee, Tee oder Schokolade und andere Genußmittel. Das Tabakrauchen fand
allmählich Eingang. Die Baumwolle verdrängte das deutsche Linnenzeug. Durch
das eingeführte Gold wurde unser Geldmarkt umgestaltet.
Portugal und Spanien sanken langsam von ihrer meerbeherrschenden Höhe
herab, und an ihre Stelle traten Holland, Frankreich, England.
Zum Nachdenken und Üben. 1. Zn wieviel Tagen erreichen wir heute die „Neue
Welt"? 2. Welchen Reiseweg würdest du machen? 3. Welche Pflanzen, die aus Amerika
stammen, werden in deiner Heimat angepflanzt? 4. Erfrage, ob in deiner Umgebung früher
auch Färbemittel, z. B. Krapp, gebaut wurden? 5. Wo wird iu Baden am meisten Tabak
gebaut? 6. Welche Fabriken verdanken ihre Entstehung der Einführung der Kartoffel und des
Tabaks? 7. Welche Fabriken entstanden durch Einführung amerikanischer Rohstoffe? 8. Welche
Pflanze wurde durch die Einfuhr von Baumwolle verdrängt? 9. Welchen Vorteil bietet der
Anbau des Tabaks den Staatskassen? 10. Erfrage, ob deine Eltern noch Morgensuppe ge-
frühstückt haben!
Ii. Das Schießpulver und die Umgestaltung des Kriegswesens.
1. Erfindung des Schießpulvers. Wer das Schießpulver erfunden hat,
ist nicht genau bekannt. Tatsache ist jedoch, daß die Chinesen und Araber
dieses Sprengmittel schon lange vor den
europäischen Völkern kannten und es zu
Feuerwerken benützten. Um das Zahr
1350 soll Bertold Schwarz, ein Mönch
iu Freiburg i. Br., die Explosionskraft des
Pulvers entdeckt haben. Wie viele andere
seiner Zeit, versuchte auch er durch Mischung
Armbrust. verschiedener Stoffe Gold zu machen. So
hatte er auch einmal in einem Mörser
Schwefel, Salpeter und Kohle gemischt und
den Mörser mit einem Stein zugedeckt.
Als er daun Feuer schlug, um sein Licht
anzuzünden, fuhr ein Funken in den Mörser.
Die Mischung entzündete sich, und unter
fürchterlichem Knall flog der Stein gegen
die Decke. Wiederholte Versuche brachten
dieselbe Wirkung hervor. Diese Erfindung
gab der Kriegskunst neue Schußwaffen und
Mörser. gestaltete die Art der Kriegsführung um.
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unwissend; sie konnte weder lesen noch schreiben. Nur die Reichen konnten sich
Bücher anschaffen. Eine Bibel kostete z. B. 2000 — 3000 Mark. Um das
Jahr 1400 schnitt man Spielkarten und Heiligenbilder mit Sprüchen in Holz-
platten, bestrich diese mit schwarzer oder roter Farbe und machte Abdrücke
davon. Das war Tafeldruck.
2. Buchdruckerkunst. Erst Johann Gutenberg aus Mainz kam auf den
Gedanken, die Buchstaben einzeln aus buchenen Stäbchen auszuschneiden, die
man jederzeit auseinandernehmen imb neu zusammensetzen konnte. Mit diesen
beweglichen Brichstaben oder „Lettern" vermochte man in kurzer Zeit zahlreiche
völlig gleiche Abdrücke herzustellen. (Letterndruck.) Die leicht zerbrechlichen
Holzstäbchen wurden bald durch Metallbuchstaben ersetzt, die immer wieder zu
benutzen waren. Gutenberg, der zri jener Zeit in Straßburg lebte, kehrte wegen
Unglücks im Geschäft nach seiner Vaterstadt zurück. Er verband sich daselbst
mit dem reichen Goldschmied Fust und dem., Schönschreiber Schösser, der
bessere Grißformen für die Lettern und eine dauerhafte Druckerschwärze erfand.
Gutenbergs Erfindung verbreitete sich schnell über ganz Deutschland. Deutsche
Buchdrucker zogen in alle Welt und richteten Werkstätten ein. Um 1500 gab
es schon über 1000 Druckereien und inehr als 1200 gedruckte Bücher.
3. Folgen, a) Für das wirtschaftliche Leben. Anfangs verkauften
die Buchdrucker ihre Bücher selbst. Mit zunehmender Verbreitung besorgten
den Verkauf besondere Kaufleute, „die Buchführer", namentlich auf Messen,
Jahrmärkten und durch Hausierhandel. Der Buchhandel trennte sich mit der
Zeit vom Druckergewerbe. Leipzig wurde der Mittelpunkt des Buchgewerbes.
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Übersetzung. Der auf
Erdreich eine Dornenkrone
und sein Streitbanner von
Blute rot das heilge
Kreuz in sterbend Not selber
hat getragen zu der Mar-
ter groß und den bitteren
Tod nackt und bloß daran
um menschlich Heil gelitten
und uns damit erlöst nick er-
stritten imb den bösen Feind
überwunden. Hilf uns.
(Sin Stück des ersten mit beweglichen Lettern gedruckten deutschen Buches. Gedruckt
von Johannes Gutenberg in Mainz 1454.
b) Für das geistige Leben. Die Erfindung des Buchdruckes ermöglichte
eine allgemeine Volksbildung. Die Bücher wurden billig, sodaß sich auch arme
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Extrahierte Ortsnamen: Mainz Straßburg Gutenbergs Deutschland Mainz
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Leute solche beschaffen konnten. Die Lust, lesen zu lernen, wurde mächtig. Durch
Zeitungen wurde späterhin das Volk von den Vorgängen in der Welt unter-
richtet. Gutenbergs Erfindung förderte auch das Werk der Reformation durch
schnelle Verbreitung der Schriften Luthers und der Bibel.
Zum Nachdenken und Üben. 1. Welche Gewerbe entstanden durch die Erfindung des
Buchdrucks? 2. Schaue, wer deine Schulbücher verfaßt und verlegt hat! (Verfasser, Verleger,
Verlag.) 3. Besuche bei Gelegenheit eine Druckerei! 4. Beachte, wie das Werk Gutenbergs
vervollkommnet wurde! 5. Achte genau auf die Buchstabenfvrin der Lettern! 6. Beschalle das
Letternbild im Spiegel! 7. Erfrage, wie ein Blich entsteht! 8. Gib die Arbeitstätigkeit der
bei der Herstellung eines Buches beschäftigten Männer an! 9. Welches sind die Hauptmärkte
des deutscheil Buchhandels? 10. Wie schützt heutzutage der Erfinder seine Erfindling gegen
Nachahnlung?
40. Die Reformation.
1. Ursachen der Reformation. Durch die Entdeckungen und Erfindungen
wurden in allen Zweigen des Wissens große Fortschritte gemacht. Besonders
war es das Volk, das durch die Verbreitung von Büchern und Flugschriften
zu eigenem Nachdenken angeregt wurde. Durch bcn Buchdruck wurde die
Bevölkerung auch mit allerlei Mißständen bekannt, die sich nach und nach in
der Kirche eingeschlichen hatten. Viele Geistliche jener Zeit kümmerten sich
mehr um weltliche Dinge als um ihren Beruf. Manche Bischöfe und Abte
lebten wie weltliche Fürsten. Sie hielten üppige Gastmähler ab, gingen auf
die Zagd und nahmen an Vergnügungen mancherlei Art teil. Verschiedene
Versuche, diese Mißstände auf Kirchenversammlungen abzustellen, waren geschei-
tert. Der Mann, der eilte Neuordnung (Reform) der Kirche durch Wort und
Schrift anstrebte, war Martin Luther.
2. Luthers Fugend. Martin Luther, geboren am 10. November 1483
in Eisleben, entstammte dem Bauernstande. Luther erzählt darüber: „Zch bin
eines Bauern Sohin Vater, Großvater, Ahnherr sind rechte Bauern gewest.
Meine Eltern haben mich gar hart gehalten; aber sie meinten es herzlich gut."
Da er gute Anlagen zeigte, sollte er nach dem Wunsche seines Vaters Rechts-
gelehrter werden. Aber der plötzliche Tod seines Freundes und die eigene Lebens-
gefahr bei einem Gewitter trieben ihn aus Angst um seiner Seele Seligkeit in
das Kloster. Er trat als Mönch in den Augustinerorden in Erfurt ein. Hier
studierte er eifrig. Bald wurde er wegen seiner Gelehrsamkeit von dem Kur-
fürsten Friedrich dem Weisen von Sachsen als Professor der Theologie
(Gottesgelehrsamkeit) an die Universität in Wittenberg berufen.
3. Luthers erstes Auftreten. Der kunstliebende Papst Leo X. bedurfte
zum Ausbau der prachtvollen Peterskirche in Rom viel Geld. Er erteilte des-
halb allen, welche dazu beisteuerten, einen Ablaß. Diesen Ablaß verkündete in
Sachsen der Mönch Tetzel in einer Art, die viel Ärgernis erregte. Um den
Mißbrauch, welcher mit dem Ablaß getrieben rvurde, zu verhindern, schlug
Dr. Martin Luther am 31. Oktober 1517 nach der Sitte seiner Zeit 95 Sätze oder
Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg und erklärte, daß er dieselben gegen
jedermann verteidigen wolle. Diese Thesen erregten großes Aufsehen und fanden
viel Beifall und weite Verbreitung. Der Papst aber erklärte 41 Sätze Luthers
für irrig und forderte ihn auf zu widerrufen. Da Luther sich weigerte, wurde
der Kirchenbann über ihn ausgesprochen. Allein Luther zog an der Spitze der
Studenten vor die Tore Wittenbergs und verbrannte die päpstliche Bannbulle.
Mit dieser Handlung sagte er sich öffentlich von der Kirche los.
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